6
Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist
jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch
wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten
stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen
an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen
geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es
gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken
unter Dach und Fach zu bringen.
Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores
wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie
bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried-
gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den
Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter-
läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im
folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren.
Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche
Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und
um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter
denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang
gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt
über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader
Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis
nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser
aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr-
Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf
diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor.
Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen
herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver-
glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen,
Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald
im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den
Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das
Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und
viele andere duftende Blümchen.
Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei
Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht:
das Maiglöckchen und den Waldmeister.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
18
Schmucksachen haben die damaligen Bewohner wahrscheinlich von den
Phöniziern, welche schon in alter Zeit mit ihren Schiffen von der
Westküste Asiens durch das Mittelländische Meer und durch den At-
lantischen Oeean nach der Ostsee gefahren sein sollen, gegen Pelzwerk
und Bernstein eingetauscht. Bereits zu Salomos Zeit, 1000 Jahre
vor Christi Geburt, stand Kunst und Handwerk bei diesem kühnen
Seefahrervolk aus hoher Stufe, wie mir das aus der Geschichte von
dem Tempelban in Jerusalem wissen. Die Zeit, in welcher man den
Verstorbenen bronzene Schwerter mit in das Grab gab, nennt man
die Bronzezeit. Im hannoverschen Museum ist eine ganze Sammlung
von bronzenen Schwertern und Spangen ausgestellt.
Die Einwohner unseres Landes waren zur Steiu- und Bronzezeit
wahrscheinlich noch keine Deutsche. Als die Römer im Jahre 113 v. Chr.
mit uuseru alteu Vorfahren kämpften, welche aus den fernen Gebirgs-
gegenden Kleinasiens eingewandert waren, trafen sie bei ihnen bereits
eiserne Waffen an.
Die „Sieben Steinhäuser" werden der Denkwürdigkeit wegen von
Hannover aus vielfach besucht. Um aber rascher zum Ziele kommen
zu können, wählt man nicht unsern heutigen Weg, sondern denjenigen
mit der Eisenbahn Hannover-Visselhövede bis nach der Station Wals-
rode, geht dann über Fallingbostel und erreicht von Walsrode ans
in etwa drei Stunden den einstelligen Bauernhof Homannshof, in
nächster Nähe der Steinhäuser an einem klaren Heidbache gelegen.
Vierter Tag:
Von den Steinhäusern bis Fallingbostel. Eingehende
Besichtigung eines Bauernhauses.
An dem Wege nach Fallingbostel liegen, wie überall in der
Lüneburger Heide, einzelne Gehöfte, beschattet von Eichen und Buchen
und begrenzt von geflochtenen Zäunen. Stets haben entweder Quellen,
fruchtbare Äcker und Wiesen oder liebliche Waldesstellen die Menschen
zum Anbaue herbeigelockt.
Die meistens aus Fachwerk gebauten und mit Stroh und Heide
gedeckten, ehrwürdigen Wohnhäuser haben an der Giebelseite hölzerne
Pferdeköpfe, wie wir sie schon auf unserm ersten Ausfluge in Vahren-
wald sahen, und in die Querbalken über den Thüren sind fromme
Sprüche geschnitzt, z. B. Bete und arbeite! Unsern Ein- und Ausgang
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
20
segne Gott! und andere. Unter dem Dache Hausen die zutraulichen
Schwalbeu, und das mit grünem Moos bewachsene Strohdach wählt
der Storch mit Vorliebe für sein kunstloses Nest.
Wir treten ein in eins der älteren Häuser, um die Bauart des-
selben kennen zu lernen. Wohnhaus, Viehhaus und Dreschdiele be-
finden sich unter einem Dache. An die große Wohnstube (Döuze)
grenzt außer einer größeren Schlafkammer auch ein Alkoven, d. i. eine
kleine Kammer ohne Fenster, in welcher eben nur ein Bett und Stuhl
Platz findet. Ein umfangreicher, von außen zu heizender, eiserner
Ofen mit einem springenden Pferde steht in der Nähe des Alkoven.
Auf dem Vorplatze (Fleet), welcher durch eiu hölzernes Gitter
(Heck oder Gatter) vou der Viehdiele getrennt ist, befindet sich der
ans gebrannten Lehmsteinen gemauerte, offene Kamin, mit dem an einer
Kette hängenden großen Kessel. Um diesen Herd saßen früher Herr
und Knecht, Frau und Magd in den freien Stunden beisammen. Weil
kein Schornstein vorhanden ist, so durchzieht vou dem Kamine der
Rauch das ganze Haus und durchräuchert in gründlicher Weise die
über dem Herde im „Wiehme" hängenden Schinken und Würste.
An der aus Lehm gestampften, großen Viehdiele stehen die Kühe,
mit den Köpfen der Diele zugewandt. Diefe Viehdiele wird auch als
Dreschtenne benutzt und ist mittels einer hohen Einfahrtsthür, durch
welche ein beladener Erntewagen fahren kann, mit dem offenen Vor-
schauer verbunden. Zu beiden Seiten des Vorschauers sind die Pserde-
ställe. Über denselben auf den „Böhnen" (Bühnen) schlafen die
Pferdeknechte und über dem Kuhstalle der Ochsenknecht. Vor dem
Hanse führt eine kleine Leiter auf den Hühnerwiehin hinauf. Die
Vorratskammern und der Keller befinden sich in einem nahe gelegenen
kleinen Nebengebäude, im Speicher.
So sind aber nur die älteren Wohngebäude eingerichtet, welche
zum Teil schon über 300 Jahre stehen; die neueren Häuser dagegeu
haben Schornsteine, und die Wohnräume sind von dem Viehhause
nicht durch ein Holzgitter, sondern durch eine gemauerte Wand getrennt.
Aus dem geräumigen Hofe, nicht weit von der Seitenthür des
Hauses liegt der offene Brunnen (Soot) mit dem hohen Hebel zum
Heraufziehen des Eimers. Etwas abseits steht der Backosen, und
hinter demselben oder neben dem Brunnen ist häufig eiu Holunder-
stranch gepflanzt, unter dessen Schatten das Hühnervolk am heißen
Sommertage, eingescharrt im kühlen Sande, seine Ruhe hält, und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
52
lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind
die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der
Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle
diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü-
ringen.
Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit,
die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und
Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern
das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals
eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073
bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren
Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige
Schloß dient als Amthaus.
Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist
reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen
Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln.
Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem
Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich
in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine"
im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden.
Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und
4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen
drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet
zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und
den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind
diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes
anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage:
Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge
den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus
die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten
dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte-
kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand,
und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will
ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug
mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei
Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen-
herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl
80
bis Thale. Bei dem Hüttenorte Elend, zwei Stunden von der Quelle,
ändert sich ihr felsiges Ufer; denn die Bode hat hier fast gar keine
Thalränder, fondern durchfließt in ruhigem Gange saftgrüne, kränter-
reiche Wiesen. Dann vereinigt sie sich mit der „Warmen Bode", ltub
bald wird ihr Thal wieder tief und schroff. Die hohen Felsen bei
Rübeland, wo die Rappbode mündet, lassen zu beiden Seiten des
Flusses nur wenig Raum. Hier sind die interessanten Höhlen: Hermanns-
höhle, Baumannshöhle und Bielshöhle. Die Hermannshöhle, die groß-
artigste, sehen wir näher an: Über dem Eingange ist der Harzer
Gruß geschrieben: Glück auf! Wir betreten die Höhle unter Führung
eines Bergmannes und gebrauchen fast 3/4 Stunden zum Durchwandern
der verschiedenen Kammern. Bei elektrischer Beleuchtung erkennen wir
genau die oft sonderbaren, komischen Tropfsteinbildungen: Hier Mönche,
dort eine Mutter mit einem Kinde, und weiterhin Kaiser Wilhelm I.,
eine Kapelle mit einem Heiligenbilde u. s. w. Die von dem Führer
angesteckten, bengalischen Flammen lassen alle diese Gestalten noch
wunderbarer erscheinen. Unten im Thale der Höhle überrascht uns
das Rauschen eines kleinen Bächleins, welches neben einer Oberförsterei
an der Bode zu Tage tritt, und von dessen Ursprung man vor der
Entdeckung der Höhle keine Ahnung hatte. In der sogenannten
Leichenkammer liegen Knochen und Schädel von Höhlenbären in großer
Menge aufeiuandergehäuft. Daß sie sich eben hier in dieser höher
gelegenen Höhle so massenweise finden, hat seinen Gruud gewiß darin,
daß die Tiere bei einer großen Überschwemmung alle, Rettung suchend,
hierher geflohen sind, aber schließlich dort doch ein Massengrab ge-
funden haben.
Einige Stunden abwärts von Rübeland mündet bei Treseburg
die Luppbode. Hier schlängelt sich die Bode anfangs in vielen Win-
düngen in ihrem grünen Wiesengrunde hin; dann aber treten die
hochaufsteigenden, majestätischen Felsen bis unmittelbar an den Fluß
hinan, bis derselbe in 2 Stunden bei Thale durch das großartige
Felsenthor zwischen den sagennmschleierten Felsen der Roßtrappe und
des Hexentanzplatzes in die Ebene hineinfließt.
Diese letzte Strecke ist der Glanzpunkt des Bodethales, voll vou
riesigen, seltsam gestalteten Felspartieen. Die durch Verwitterung
ausgesägten Felsen bilden mannigfache, sonderbare Figuren, welche
Ähnlichkeit haben mit alten Burgen und Rittern, mit Mönchen, Zwergen
und Riesen. Hier ist die unerschöpfliche Schatzkammer für Maler und
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
8
vor dem Steinthore auf das Rad geflochten. Unsere Ruhepause ist
zu Ende, in einer halben Stunde legen wir den letzten Rest unseres
Weges zurück und gedenken am Abend mit Vergnügen der schön ver-
lebten Stunden voller bunter Abwechselung.
Dritter Tag:
Die Südseite Hannovers.
Es ist Ansang August. Heute überschreiten wir die Ihme und
sind in kurzer Zeit in der Stadt Linden, welche durch diesen Fluß
von Hannover getrennt wird.
Linden mit 34000 Einwohnern hat erst seit 1883 städtische
Verfassung. Es ist also die jüngste Stadt unserer Provinz und war
bis vor etlichen Jahren unser größtes Dorf. Unter den Fabrikanlagen
Lindens verdienen besonderer Erwähnung: die mechanische Weberei,
die Maschinenfabrik und die Baumwollenspinnerei. Zu dem raschen
Aufblühen hat die rege Gewerbthätigkeit des Joh. Egestorff und
seines Sohnes Georg Egestorff den Grund gelegt.
Die Stadt Linden liegt am Fuße des Lindener Berges, welcher
unser nächstes Reiseziel ist. Oben angekommen, überschauen wir
freundlich gelegene Dörfer, deren Häuser nicht wie an der Nordseite
Hannovers mit Stroh, fondern mit roten Ziegelsteinen gedeckt, und
deren Wände nicht aus Ständerwerk, sondern massiv aus Mauersteinen
gebaut sind. Zahlreiche Ziegeleien, welche wir ringsumher erblicken,
geben uns den Grund hierfür an und belehren uns gleichzeitig über
die Bodeubefchaffeuheit; denn wo Ziegeleien sind, muß Lehmboden
sein. Neben den Ziegeleien sehen wir auch Kalköseu im Betriebe.
Die aus dem Meere stammenden versteinerten Schneckenhäuser, welche
sich am „Lindener- und dem benachbarten Tönniesberge" in Menge
vorfinden, liefern uns deu Beweis, daß in uralten Zeiten das Meer
bis hierher gereicht und diese Berge als Jnfeln umfpült hat.
Wir besichtigen nun den auf den: Lindener Berge kunstvoll an-
gelegten, überdachten, großen Wasserbehälter, welcher durch die Rick-
linger Pumpwerke mit vortrefflichem Quellwasser versehen wird, und
ganz Hauuover durch Röhrenleitung mit gesundem Trinkwasser versorgt.
Darauf fetzen wir unseren Weg fort in westlicher Richtung und
erreichen in etwa zehn Minuten den kleinen Salzfluß Fösse, welcher
bei der Saline Egestorff seinen Ursprung hat und bei Limmer in die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: August Georg_Egestorff Limmer
17
Nach vier- bis fünfstündigem Marsche sehen wir die sieben Stein-
Häuser vor uns, welche seitwärts eines schmalen Wiesenthales an einem
mit düsteren Fuhren bewachsenen Hügel liegen. Wir ruhen aus auf
einem der großen Granitblöcke, und der Nadelwald begünstigt unser
Zurücksinnen in die dunkle Vorzeit, in welcher diese Grabdenkmäler
irgend welchen tapferen Heerführern errichtet worden sind. Vielleicht
war es die Zeit, in der die Ägypter ihren Königen die Pyramiden
als letzte Ruhestätten erbauten.
Kein Lied und keine Weltgeschichte melden uns etwas von den
Erbauern der Steinhäuser, aber die in diesen Hünenbetten aufgefundenen
steinernen Streitäxte und zugespitzten Geweihe geben uns Nachricht
über die Waffen und Hausgeräte damaliger Zeit. Und von diesen
Gerätschaften machen wir weitere Folgerungen auf Wohnung, Kleidung
und Lebensart der Ureinwohner dieser Gegenden.
Äxte und Sägen sind ihnen unbekannt, und ohne dieses Hand-
werkszeng können sie weder Häuser bauen, noch Spinnräder und Webe-
stühle anfertigen. Bekleidet sind sie daher nur mit einem Bären- oder
Wolfsfelle, oder mit einem Umhange, aus Binsen und Bast geflochten,
und gegen Wind und Wetter suchen sie Schutz in Höhlen und Erd-
Hütten.
Das erlegte Wild, dazu Wurzeln, Rüben, Rettiche und Beeren
aller Art liefern ihnen Nahrung, und als Messer dienen ihnen scharfe
Feuer- oder Flintsteine, womit die Heideflächen an manchen Orten
förmlich übersäet sind.
Hebemaschinen und Wagen besitzen sie nicht, deshalb vereinigen
sie sich zur Zeit des Glatteises, um die vor uns liegenden Granitblöcke
mit gemeinsamer Kraft auf den Schurrbahnen mühsam herbeiznschleisen
und aufzurichten zu Begräbnisstätten für ihre gefallenen, tapfersten
Krieger. Zwei hohe Steine stellen sie aufrecht als Thorpfeiler, und
darüber legen sie als Dach einen breiten Deckstein. Unverbrannt be-
graben sie ihre toten Helden darin und geben ihnen Streitäxte und
ihre besten Gerätschaften mit in das Grab. Nach den steinernen
Waffen nennt man diese Zeit die Steinzeit.
Der hierauf folgenden Zeit gehören die Hünengräber an. Das
sind größere Hügel, in welchen aus Thon geformte Krüge (Urnen)
vergraben sind, angefüllt mit Asche von verbrannten Toten. Zwischen
der Asche findet man kleine Schwerter, Spangen und andere Schmuck-
fachen aus Bronze, das ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese
Wiermann, Heimatskunde. y
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
40
der südliche das Sietland (fiet = niedrig). Das Sietland hatte
früher viel von dem, aus den benachbarten Mooren kommenden Wasser
zu leiben, durch den Geeste-Kanal wird dieser Teil jetzt aber ent-
wässert.
Der Boden ist im Lande Hadeln leichter als in den zuletzt
geuannten Marschländern, und daher wird hier mehr Ackerbau ge-
trieben. Nebeu Roggen und Weizen baut man viel Raps. Die
Wohnungen liegen vereinzelt mitten im Felde, von Gräben umgeben
und von Eschen umschattet; oft siud sie aber auch unmittelbar hinter
die Deiche gebaut, so daß sie mit den Giebeln kaum darüber hinweg-
ragen. Das linke Elbufer ist vou Bleckede au eingedeicht. Die Deiche
sind Wälle mit steiler Innenwand und schräg abfallender Außenseite.
Das Binnenwasser wird mittels Schleusen, welche man Siele nennt,
durch die Deiche hindurchgelasseu. Diese uach außen im stumpfen
Winkel angelegten Siele öffnen sich durch deu Druck des abfließenden
Binnenwassers, werden aber zur Zeit der Flut durch das aufwärts
getriebeue Meer- und Flußwasser geschlossen.
Dritter Tag:
Die Mündung der (5lbe, das Land Wursten
und Osterstade.
An der Mündung der Elbe treffen wir wieder hmuburgsches
Gebiet. Der Hauptort ist Kux Häven mit 4500 Einwohnern, der
Endpunkt der Eisenbahn Harburg-Kuxhaveu. Vor der Elbmündung
liegt die kleiue hamburgsche Insel Neuwerk, welche durch ihren
Leuchtturm den Schiffern in der Dunkelheit den Weg zeigt. Außerdem
hat Hamburg an der Elbmündung mehrere Leuchtschiffe liegen. Diese
Leuchtschiffe sind vlumpe, schwere Fahrzeuge, die au deu gefährlichsten
Stellen fest veraukert werden. Am Tage siud sie keuutlich durch deu
roten Anstrich am Rumpfe des Schiffes und durch die an der Spitze
des Mastbaumes besestigteu schwarzen Körbe; aber in der Nacht zeigen
sie ein Blinkfeuer, welches allen Schiffern, die diese Straße sahren,
bekannt ist. Jedem Leuchtschiffe sind einige Rettungsboote beigegeben.
Es solgen nun weiter die hannoverschen Marschen: das Land
Wurste u an der Nordsee und die Ost erst ad er Marsch am Unter-
laufe der Weser.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
11. Aus der Zeit Wilhelms I. 45
Sedan, wo die Bayern gekämpft hatten). In dem Orte sah es ganz schauderhaft aus; nichts als Trümmer, wankende Mauern, -brand, Blut und Leichen. Die letzteren fahen zum Teil unter Manertrummern hervor, zum Teil lagen sie auf den Straßen herum. Fast allen waren Kopfhaar und Kleider abgesengt, so daß man in den dunkelblau und dunkelgrau angelaufenen Körpern die schwarzen Kugellocher sah. dz*
waren meist Bayern. , . , ,
Auf dem Marktplatze stand die Marne (Bürgermeisteramt) noch in vollen Flammen. Mitten auf dem Platze lag das kupferne Zifferblatt der Kirchturmsuhr. Daneben zwei bayrische Krankenträger, trotz des Genfer Krenzes, das sie am Arm trugen, erschossen. Auch rn den rauchenden Trümmern der Kirche halbverkohlte Leichname bayrischer feiger und Infanteristen. Über den Marktplatz bewegte sich jetzt ein eigenartiger Zug. Inmitten starker bayrischer Jnfanteriebedeckuug, die ein Offizier führte, schritten, die Hände auf dem Rücken gebunden, 21 Zivilisten, darunter auch mehrere Frauen, die man tags zuvor mit den Waffen in der Hand gefangen hatte und die nun, nachdem das Kriegsgericht über sie das Todesurteil gesprochen, abgeführt wurden, um erschossen zu werden. Und trotz dieser Strenge siel eben, als der traurige Zug an uns vorüber war, aus dem Kellerloche eines Hanfes wiederum ein Schuß. Gin ^rnpp Bayern eilte im Lausschritt hin, schlug die Tür ein und drang in das Haus. Wir mochten nicht sehen, was sich da noch weiter ereignete, hatten auch keine Lust, uns hinterrücks aus irgend einem Kellerloche heraus totschießen zu lassen und
gingen weiter. , .
Wir kamen an dem Massengrabe vorüber, in das eben die Toten unseres Regiments eingebettet wurden, die man dort zusammengetragen hatte. Sie lagen alle) wie sie gefallen und erstarrt waren. Der eine im Laufschritt vorwärts eilend, der andere zusammengekauert, der dritte wieder die Arme nach Dorne ausgestreckt und so fort. Ein Feldwebel wurde zuerst in die tiefe Grube gelegt; er hatte zwei Schüsse durch den Kopf, noch die weißen Handschuhe an und sah aus, als schlafe er. Neben ihn legte man andere. Als die unterste Reihe voll war, wurden Mäntel darüber gedeckt, und dann begann man auf den Mänteln mit der zweiten Reihe. Doch nun hatte ich genug, und wir eilten, von der traurigen Stätte fortzukommen.
Auf dem Rückwege nach dem Biwak kamen wir an einer Lehmgrube vorbei, die französische Infanterie in der Hitze des Gefechts in Verteidigungszustand gesetzt hatte. Jetzt lag die gesamte Besatzung tot herum. Nach den Verwundungen zu schließen, mußten wohl mehrere Granaten dazwischen gefahren sein.
Nicht weit davon lag ein Trupp toter Zivilisten, in die ebenfalls eine Granate geschlagen war, Männer und Frauen. Tragkörbe mit allerhand Hausrat und mehrere Bündel mit Betten lagen zerstreut umher, und ein Hund, der dabei gekauert hatte, floh, als wir ankamen."
6. Die Festungen. Nach der Gefangennahme Napoleons bei Sedan war der Krieg noch nicht zu Ende. Noch war ein großes französisches Heer in der Festung Metz eingeschlossen; bis Ende Oktober
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
4 1. Der Dreißigjährige Krieg.
quellen. Das Vieh wird aus den Ställen geholt und auf dem Hofe
geschlachtet; mit den Tischen und Stühlen machen sie ein Feuer an
und kochen das Fleisch. Als sie am andern Tage weiterziehen, leuchten die Fenster auf, und die Flammen schlagen zum Dach hinaus. Von dem Bauernhaus standen bald nur noch die vier Wände. Andere Soldatenhaufen hatten es mit den übrigen Häusern des Dorfes ebenso gemacht. Wer von den Bewohnern noch rechtzeitig fliehen konnte, rettete sich in den Wald oder einen unwegsamen Sumpf. Einige kehrten wohl wieder zurück, bis sie von andern Truppen aufs neue vertrieben wurden. Allmählich wurde das Dorf ein Trümmerhaufen. Buschwerk wuchs auf den Hofstätten empor. Wo sonst der Haushund lag, hauste nun wohl der wilde Wolf. — Am schlimmsten trieben es die Schweden;
noch lange sang das Volk:
Die Schweden sind kommen, haben alles mitgenommen,
Haben die Fenster eingeschlagen und 's Blei davongetragen,
Haben Kugeln d'raus gegossen und den Bauer erschossen.
3. Ursache des Krieges. Der Dreißigjährige Krieg war um die Religion entstanden. Evangelische und Katholiken bekämpften sich gegenseitig. Der deutsche Kaiser war katholisch, viele Fürsten waren mit ihren Untertanen evangelisch. Beide, Evangelische und Katholische, sollten gleiche Rechte haben und ihre Gottesdienste ungestört abhalten können. Die Evangelischen in Böhmen glaubten aber, ihnen geschähe Unrecht von den Katholiken. Sie beschwerten sich deshalb beim Kaiser, bekamen aber eine ungnädige Antwort. Da versammelten sich evangelische Edelleute in Prag, drangen bewaffnet ins Schloß und warfen zwei kaiserliche Räte, die sie für die Hauptschuldigen hielten, zum Fenster hinaus. Der Kaiser sah das als eine Empörung an, und nun begann der Krieg, der sich bald über ganz Deutschland verbreitete.
4. Berühmte Feldherrn im Dreißigjährigen Kriege. Die berühmtesten Feldherrn der Katholiken waren T i l l y und Wallen-st e i n. Tilly besiegte die Evangelischen in Böhmen, zog dann nach Norddeutschland und zerstörte die Stadt Magdeburg (1631). In Süddeutschland, am Lech, wurde er verwundet und starb an der Wunde.
W a 11 e n [t e i n war ein böhmischer Edelmann und nach dem Kaiser der reichste Maun; er war so reich, daß er für den Kaifer auf seine eigenen Kosten ein Heer von 20 000 Mann ausrüstete. Den Soldaten gefiel es bei ihm, denn sie durften rauben und plündern nach Herzenslust. Freilich war er auch sehr strenge; war einer feige im Kampf oder ungehorsam im Dienst, so hieß es kurzweg: Laß die Bestie hängen! Weil der Kaiser später glaubte, er sei ein Verräter und wolle sich mit den Evangelischen gegen ihn verbünden, ließ er ihn in Eger ermorden (1634).
Der größte Feldherr der Evangelischen war König Gustav Adolf von Schweden. Ihm ging die Not der Evangelischen in Deutschland zu Herzen, daher kam er ihnen zu Hilfe. Er besiegte Tilly, ward aber in der Schlacht bei Lützen getötet (1632).
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Prag Deutschland Norddeutschland Magdeburg Süddeutschland Eger Deutschland